Unkraut im Rasen


Wissen Sie, was Unkraut und Rollrasen gemeinsam haben?
Auf den ersten Blick vielleicht nicht viel. Aber lassen Sie uns mal genauer hinschauen! In dieser kleinen Abhandlung möchten wir die mysteriöse Beziehung zwischen Unkraut und Rollrasenbeleuchten. Klingt verrückt, oder? Aber in der Welt der Gartenpflege gibt es mehr zu entdecken, als man auf den ersten Blick denkt.

Alles auf einen Blick


Welche Ursachen gibt es für Unkraut?

Rasengräser haben einen hohen Bedarf an Stickstoff und Wasser, dem viele Böden nicht gerecht werden. So mancher Gärtner unterschätzt dieses Problem und düngt sein Grün zu selten. Die Rasengräser werden schwächer. Rasenunkraut mit einem geringeren Nährstoffbedarf gewinnt die Oberhand.

Dieses Problem verschärft sich bei hohen Temperaturen. An heißen Tagen steigt der Wasserbedarf des Rasens immens und die Rasengräser dorren extrem schnell aus. In den entstehenden Lücken siedelt sich Unkraut an, das einen deutlich geringeren Nährstoff- und Wasserbedarf hat.
Moos im Rasen bevorzugt schattige Plätze und einen sauren Boden, das heißt einen pH-Wert unter 5. Eine hohe Bodenfeuchte begünstigt ebenfalls das Wachstum von Moos im Rasen.

Was sind die häufigsten Unkräuter?

Die meisten Gärtner kämpfen mit folgenden Unkrautpflanzen:

Bekannt und bei Kindern beliebt ist das Gänseblümchen (Bellis perennis), das das ganze Jahr über in unseren Gärten blüht. Es fühlt sich auf allen Zier-, Sport- und Spielrasen heimisch und bevorzugt nährstoffreiche Böden. Als sogenannte Sukkulente speichert das Gänseblümchen in seinen Blättern Wasser und Nährstoffe. Dank seinen hübschen Aussehens und seiner essbaren Blüten wird es in so manchen Gärten toleriert.

Zumindest dem Namen nach weniger bekannt ist der sogenannte Gundermann (Glechoma hederacea), der früher als Gewürzpflanze verwendet wurde. Er blüht von März bis Juli und bildet lange, kriechende Ausläufer, von denen aufrechte Blütensprossen aufsteigen. Da er gegen viele Rasenherbizide auf Basis von MCPA+ resistent ist, gilt er als Problempflanze, die nur schwer zu bekämpfen ist.

Der Hornklee oder Sauerklee (Lotus corniculatus) liebt leicht saure Böden und wächst auch in Töpfen und Kübeln. Die gelben Blüten sieht man von Mai bis Oktober schon von weitem. Er breitet sich rasant über Samen oder Wurzelreste aus, die sich in gekaufter Pflanzerde finden. Da Bienen Hornklee lieben und er auch als Futterpflanze angebaut wird, macht ihm nicht jeder Gärtner oder Landwirt den Garaus.

Weißklee oder Kriech-Klee (Trifolium repens) genannt, breitet sich rasant aus. Es handelt sich um eine mehrjährige, trittresistente Pflanze, die nährstoffreiche, leicht kalkhaltige, lehmige und feuchte Böden bevorzugt. Weißklee blüht von Mai bis September und ist nur mechanisch zu bekämpfen. Dank seiner sich verzweigenden Seitentriebe vermehrt er sich sehr schnell und bildet Teppiche im Rasen.

Eine klassische Unkrautpflanze ist der Löwenzahn (Taraxacum officinale), der mit seinen gelben Blüten und als Pusteblume Kinderherzen höher schlagen lässt. Man findet ihn in Gärten, Wiesen und am Wegesrand. Temperaturen von über 25° und unter 5° Celsius verträgt er nur schlecht. Die einzelnen Pflanzen lassen sich per Hand oder mit einem Unkrautstecher gut entfernen.

Bei der Vogelmiere (Stellaria media) handelt es sich um eine krautige Pflanze, die bis zu 40 cm lange Stängel ausbilden kann. Sie bevorzugt lückenreiche Rasenflächen, wo sie sich teppichartig ausbreiten kann. Vogelmiere gedeiht gut auf nährstoffreichen, feuchten und lockeren Böden. Sie blüht von März bis Oktober. Vögel verbreiten die Samen. Die Pflanze kann sich aber auch vegetativ vermehren, indem sich Stängelteile neu bewurzeln.

Quecke im Rasen (Elymus repens) löst bei vielen Gärtnern Angst und Schrecken aus, weil dieses hartnäckige und genügsame Rasenunkraut nur schwer zu bekämpfen ist. Die bis zu 80 cm tief wachsenden Wurzeln der Quecke bilden Rhizome, die sich teilen und neue Quecken herausbilden.
Oberirdisch wächst die Quecke im Rasen kriechend und nimmt jeder anderen Pflanze den Lebensraum. Diese robuste Pflanze liebt kalk- und stickstoffreichen Boden. Den Rhizomen der Quecke wird in Form von Tees oder Tinkturen eine heilende Wirkung zugeschrieben.

Hirse im Rasen lässt sich nur schwer zu bekämpfen. Es gibt verschiedene Hirsearten, bei denen es sich meist um einjährige Pflanzen handelt, die von Juni bis Oktober blühen. Die oberirdische Pflanze stirbt ab, während die Samen im Rasen überwintern und im Frühjahr austreiben. Wind, Wasser und Vögel verbreiten das Saatgut, das ab 20° Celsius schnell keimt und sich an kahlen Stellen zwischen den Edelgräsern rasch ausbreitet. Hirse im Rasen bekämpfen Sie am besten mit dem Vertikutierer.

Unkraut im Rasen mechanisch bekämpfen

Unkraut können Sie mechanisch durch Vertikutieren oder Unkrautstechen aus dem Rasen entfernen. Vertikutieren eignet sich zur langfristigen Bekämpfung von teppichbildenden Unkräutern wie Weißklee, Ehrenpreis oder Gundermann. Rasen mit Moos lässt sich ebenfalls gut mit dem Vertikutierer behandeln.

Der Vertikutierer dringt mit seiner Messerwelle senkrecht in die Grasnarbe ein und reißt das Unkraut oder Moos aus dem Boden. Unkraut, das Pfahlwurzeln bildet, wie zum Beispiel Löwenzahn, entfernen Sie am besten händisch mit einem Unkrautstecher. Wichtig ist, dass Sie die gesamte Wurzel aus dem Boden entfernen, indem Sie sie zwischen dem Metallzinken einklemmen und nach oben ziehen.

Exkurs – So Vertikutieren Sie richtig:
Vertikutieren Sie nur trockene Rasenflächen sonst wühlt der Vertikutierer Schlamm auf. Ideale Zeitpunkte zum Vertikutieren sind Frühjahr und Spätsommer. Im Frühjahr können Sie sich an der Narzissenblüte orientieren. In der zweiten Jahreshälfte empfehlen Experten im September zu vertikutieren. Das Wetter sollte noch so stabil und mild sein, dass der Rasen beim Vertikutieren trocken ist und sich noch in der Wachstumsphase befindet.

Stellen Sie die Messerwelle des Vertikutierers so ein, dass es nicht tiefer als drei Millimeter in den Boden eindringt. Bei einer tieferen Einstellung reißen Sie nicht nur das flechtenbildende Unkraut sondern auch zu viel Rasen aus dem Boden. Ein möglichst gleichmäßiges Ergebnis erreichen Sie, wenn Sie den Rasen sowohl in Längs- als auch in Querrichtung vertikutieren.

Im Anschluss an das Vertikutieren sollten Sie die kahlen Stellen nach säen oder eine spezielle Vertikutiermischung auf dem Rasen verteilen. Düngen Sie Ihren Rasen, wenn er unter dem Vertikutieren gelitten hat. Belüften Sie Ihr Grün mit einer Lüfterwalze oder einer Luftgabel, um die Rasenwurzeln aufzulockern und Staunässe zu vermeiden.

Chemische Unkrautbekämpfung

Chemische Produkte gegen Rasenunkraut arbeiten in der Regel mit sogenannten Wuchsstoffen, das heißt naturidentischen, künstlich hergestellten Pflanzenhormone. Diese Stoffe führen bei allen zweikeimblättrigen Pflanzen (dazu zählen Rasenunkräuter) dazu, dass diese unkontrolliert wachsen und schließlich eingehen. Einkeimblättrige Rasengräser reagieren nicht auf die Wuchsstoffe.
Chemische Unkrautvernichter sind umstritten, da einige Mittel nicht nur gegen Rasenunkraut vorgehen sondern wahllos alles Grün im Garten zerstören. Produkte, die Glyphosat enthalten, stehen im Verdacht, krebserregend zu wirken. Selbst für die Anwendung von Hausmitteln wie Essig gelten strenge gesetzliche Vorschriften, die Sie unbedingt beachten sollten. Lassen Sie sich vor dem Einsatz von chemischen Unkrautvernichtern im Fachhandel beraten.

Wie wende ich Unkrautvernichter im Rasen richtig an?

Achten Sie darauf, Unkrautvernichter richtig anzuwenden. Chemische Mittel gegen Unkraut im Rasen können Sie ab dem zweiten Wachstumsjahr anwenden. Junges Grün ist noch zu empfindlich für eine Behandlung. Unkraut siedelt sich meist nur langsam an und nimmt erst im zweiten Jahr relevante Ausmaße an.

Bevor Sie den Unkrautvernichter einsetzen, sollten Sie den Rasen zwei Wochen vorher ausreichend düngen. Zu dem Zeitpunkt der Unkrautbehandlung hat der Rasen seinen optimalen Wuchszeitpunkt erreicht. Lücken, die das abgestorbene Unkraut hinterlässt, füllen sich schnell. Neues Unkraut erhält keine Chance nachzuwachsen.

Unkrautvernichter wenden Sie am besten in den Abendstunden bei milden Temperaturen zwischen 10° und 25 °C an. Unkräuter verlangsamen bei Hitze ihr Wachstum und nehmen weniger Stoffe aus ihrer Umwelt über ihre Blätter auf, so dass auch die Wuchsstoffe schlechter wirken. Nachdem Sie die Spritzflüssigkeit versprüht haben, sollte es 6 bis 8 Stunden nicht regen. Der Regen wäscht die chemischen Wirkstoffe wieder ab, bevor sie wirken können.

Wenn Sie großflächig spritzen, verwenden Sie zum Schutz der anderen Pflanzen einen Spritzschirm. Sollten Sie eine Gießkanne verwenden, achten Sie auf die richtige Dosierung. Am einfachsten und zielgenau lassen sich Unkrautvernichter mit einer Rückenspritze aufbringen.

Unkraut mit natürlichen Mitteln entfernen

Bei Kalkstickstoff handelt es sich um einen naturnahen Unkrautvernichter, der industriell hergestellt wird. Das Granulat aus Kalk, Calciumcynamid und Nitrat wirkt nicht nur gegen Unkraut und Moos sondern auch als Langzeitdünger und Fungizid gegen Pilzkrankheiten.

Traditionell gilt Bullrichsalz mit heißem Wasser als Hausmittel gegen Unkraut. Bullrichsalz besteht aus Natriumhydrogencarbonat, das in Verbindung mit kochendem Wasser die Pflanze absterben lässt. Das heiße Wasser verbrüht die Pflanze, während das Salz der Pflanze Flüssigkeit entzieht und den ph-Wert des Bodens erhöht. Das Unkraut im Rasen verwelkt und kann leicht entfernt werden.

Gegen Unkrautteppiche kann eine licht- und wasserundurchlässige Folie helfen. Decken Sie den Unkrautteppich mit der Folie für sechs Monate ab. Das unter der Folie befindliche Grün stirbt ab. Sie entfernen die abgestorbenen Pflanzenreste und sähen den Rasen neu ein.

So verhindern Sie, das Unkraut überhaupt entsteht:

  • Kaufen Sie nur hochwertiges Saatgut, das nicht schon beim Kauf mit Unkrautsamen verunreinigt ist.
  • Mähen Sie einmal in der Woche Ihren Rasen. Kürzen den Rasen auf nicht mehr als 4 cm. Das noch relativ hohe Rasengras verhindert, dass kleinere, gerade erst wachsende Unkräuter Sonnenlicht erhalten und verlangsamt so deren Wachstum.
  • Düngen Sie ab dem Frühjahr bis zum Herbst Ihren Rasen alle 6 bis 8 Wochen. Rasen mit Moos behandeln Sie am besten mit einem kalkhaltigen Dünger.
  • Vertikutieren Sie Ihren Rasen 2 Mal im Jahr.
  • Schützen Sie Ihren Rasen mit Rasenkanten und Wurzelsperren gegen von außen wucherndes Unkraut.