Aerifizieren von Rasen – damit die Wurzeln wieder Luft bekommen


Schlecht wachsender Rasen. Breitwegerich breitet sich aus. Pfützen stehen auf dem Boden. Die Erde riecht nicht würzig, sondern modrig. Was ist geschehen?

Vermutlich hat sich der Boden unter dem Rasen verdichtet. Spätestens jetzt sollten Sie Ihren Rasen aerifizieren.

Alles auf einen Blick


Luft an die Wurzeln durch Aerifizieren

Was bedeutet ‚aerifizieren’ überhaupt? ‚Aerifizieren’ ist der Fachbegriff für ‚Rasen lüften’. Dieser Vorgang wird irrtümlich oft mit dem Vertikutieren gleichgesetzt. Doch beim Vertikutieren geht es darum, den Grashalmen Licht und Luft zu verschaffen, indem der Filz aus Moos, abgestorbenen Grashalmen und Unkräutern entfernt wird. Dies geschieht, indem die Grasnarbe ein paar Millimeter von oben angeritzt und der Rasenfilz herausgezogen wird.
Beim Aerifizieren geht es um die Wurzeln. Sie brauchen Luft und Wasser, um gedeihen zu können. Wenn der Boden verdichtet ist, haben sie keine Möglichkeit dazu. Beim Aerifizieren werden ungefähr 10 cm tiefe Löcher in den Boden gestanzt und im Idealfall hinterher mit Sand befüllt. Dadurch kommt wieder Luft an die Wurzeln und das Wasser kann versickern.

Bodenverdichtung

Herkömmliches Rasendüngemittel enthält Phosphat, Kalium und Stickstoff in unterschiedlichen Anteilen. Das Mischungsverhältnis kann man dem Aufdruck auf der Packung entnehmen. Darüber hinaus ist der Dünger mit Füllmaterial angereichert, das für eine gleichmäßige Ausbringung sorgt. Moderner Rasendünger bzw. Rollrasendünger ist sowohl als Fertigdünger als auch als Konzentrat erhältlich. Während der Fertigdünger sofort auf die Rasenfläche aufgebracht werden kann, muss man das Konzentrat im angegebenen Mischungsverhältnis mit Wasser verdünnen. Äußerst praktisch ist Düngergranulat, das mit geeigneten Gartengeräten gleichmäßig auf dem Rasen ausgestreut wird.

In einem guten Boden befinden sich Poren unterschiedlicher Größe. Die kleinsten Poren sind für die Pflanzen relativ irrelevant. Die mittelgroßen Poren versorgen die Pflanzen mit Wasser und Luft. Die größeren Poren sind für die Wasserdrainage wichtig und bieten Platz für die Wurzeln.

Durch die Nutzung des Rasens verdichtet sich der Boden nach und nach; das heißt, dass die Poren kleiner werden. Je intensiver der Rasen – womöglich bei Nässe – genutzt wird, desto schneller findet dieser Vorgang statt. Je lehmiger der Boden, desto anfälliger ist er für Bodenverdichtung.

Wie erkennt Bodenverdichtung genau? Mit Hilfe von Geräten wie Penetrometer oder Proctorhammer kann der Fachmann den Eindringwiderstand messen.

Alternativ nimmt er eine Bodenprobe und vergleicht trockene und feuchte Bodendichte.
Es gibt aber auch andere Zeichen für Bodenverdichtung, die auch der Laie erkennen kann:
Das auffälligste Zeichen für fortgeschrittene Bodenverdichtung sind sicherlich Staunässe und Pfützenbildung. Sie zeigen, dass eine ausreichende Drainage nicht stattfindet.

Zeigerpflanzen für verdichteten Boden sind zum Beispiel Breitwegerich, Kriechender Hahnenfuß und Ackerschachtelhalm.

Die schlechte Belüftung des Bodens sorgt nicht nur dafür, dass das Gras schlecht wächst, sondern nimmt auch dem Bodenleben buchstäblich die Luft zum Atmen. Der Boden riecht modrig und fühlt sich glitschig an.

Wie geht Aerifizieren?

Hier setzt die Aerifizierung des Rasens an. Im Prinzip passiert nichts anderes, als dass Löcher von bis zu 10 cm Tiefe in den Boden gebohrt und im besten Falle hinterher mit Sand befüllt werden.
Bei kleinen Flächen kann dies mit der Grabgabel geschehen. Sie stechen die Grabgabel in regelmäßigen Abständen in den Boden, etwa 10 cm tief, so dass schließlich um die 400 Löcher pro Quadratmeter vorhanden sind. Alternativ gibt es Nagelschuhe oder Aerifizierschuhe zu kaufen. Sie werden unter die Schuhe geschnallt und sind mit Nägeln versehen. So können Sie durch Begehen des Rasens ihn gleichzeitig belüften.
Für größere Flächen gibt es Handaerifizierer zu kaufen oder zu leihen. Preisgünstig sind mit Nägeln versehene Walzen. Etwas teurer sind Aerifizierer mit Auffangwanne. Hier wird nicht mit Nägeln, sondern mit Hohlstanzen gearbeitet, was den Vorteil hat, dass die Erde nicht nur verdrängt, sondern entnommen wird. Die ausgestanzten Erdröllchen werden in der Auffangwanne gesammelt. Da die Stanzen mit Muskelkraft in den Boden gedrückt werden müssen, kann dies zu einer schweißtreibenden Angelegenheit werden.
Motoraerifizierer sind deutlich bequemer. Es gibt sie sowohl mit Hohlstanzen als auch mit Kreuzstanzen, wie sie zum Beispiel auf Golfplätzen verwendet werden, die möglichst zeitnah wieder bespielt werden sollen. Allerdings ist hier darauf zu achten, dass der Arbeitende genau die richtige Geschwindigkeit einhält. Geht er zu schnell, gibt es zu wenige Löcher pro Fläche. Geht er zu langsam oder bleibt gar stehen, wird der Rasen immer weiter zerstanzt und schließlich zerstört. Es kann also durchaus sinnvoll sein, bei großen Flächen diese Arbeit einem Fachbetrieb zu überlassen.

Das Aerifizieren sollten Sie auf jeden Fall in der Wachstumszeit Ihres Rasens durchführen, also zwischen März und September. Bei sehr stark beanspruchtem Sport- und Spielrasen hat es Sinn, das Aerifizieren alle sechs bis acht Wochen durchzuführen. Ansonsten sollte einmal im Jahr, entweder im März/April oder im August/ September, reichen. Der Boden sollte erdfeucht, keinesfalls aber trocken oder nass sein.
Gehen Sie folgendermaßen vor:
Zunächst mähen Sie den Rasen sehr kurz.
Anschließend vertikutieren Sie ihn und rechen anschließend das Vertikutiergut ab.
Nun ist das Rasen Aerifizieren selber an der Reihe, gegebenenfalls müssen danach noch Erdröllchen abgesammelt werden.
Im Idealfall bringen Sie danach Rasensand oder Spielsand auf dem Rasen auf, je nach Bedarf zwei bis fünf Liter pro Quadratmeter Rasen. Je lehmiger und verdichteter der Boden, desto mehr Sand hat Sinn. Wichtig bei der Wahl des Sands ist, dass er nicht klumpt, wenn er feucht wird, und relativ feinkörnig ist. Den Sand können Sie mit der Hand oder mit dem Streuwagen ausbringen.
Danach wird der Sand noch eingefegt. 

Was kann man sonst noch tun?

Um dem Rasen noch weiter zu helfen bei extrem verdichtetem, lehmigem oder tonigem Boden können Sie ihn ein zweites Mal im Jahr besanden. Das verbessert auf Dauer die Bodenstruktur deutlich und kann nebenbei kleine Unebenheiten beseitigen.
Ebenfalls empfehlenswert ist eine hochwertige, organische Düngung, um das Bodenleben zu verbessern. Für den Rasen sind zum Beispiel fein gesiebter Kompost oder spezielle, organische Rasendünger geeignet. Es gibt auch speziellen Rasenaktivator zu kaufen, der mit dem Streuwagen ausgebracht werden kann und das Bodenleben aktiviert.
Das Rasen Lüften lohnt sich auf jeden Fall, wenn Sie von verdichtetem Boden betroffen sind. Damit Ihr Rasen bald wieder grün und kräftig sprießt.